PANOGRAPHIE – 100 Leipziger Künstlerateliers

CHRISTOPH SANDIG im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig bis 04.03.2012

 25.01. – 04.03.2012       Di.-So. 10-18 Uhr

‚Im Raume lesen wir die Zeit’, lautet ein Buchtitel von Karl Schlögel. Ein Leben reicht eben nicht aus, alle guten Bücher zu lesen. Alle Menschen kennenzulernen braucht man auch nicht. Es ist nur ein Wunsch, der uns größer macht.

CHRISTOPH SANDIG’s  360°-PANORAMA-BILDER sind große Türen in die unbekannte Welt der Leipziger Künstlerateliers. Dort, wo die Träume lagern oder liegen geblieben sind, wurde stellvertretend für unsere Augen eine Kamera auf das Stativ gestellt. Diese Foto’s verstellen nicht den Blick, sondern geben ihn frei. Das STUDIO-PORTRAIT-PROJEKT nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die verborgene Stadt zu den Sternen der Leipziger-Schule. Wir betreten neugierig ein KÜNSTLER-RAUM-LEXIKON. Vor uns wird und eine soziale Landkarte ausgebreitet. SANDIG vermißt für uns die Welt jener Künstler, die ihm Einlaß in ihre private Sphäre gewährt haben. Genau wie seine Modelle kennt SANDIG das Humboldt-Syndrom: Nur wer auf der Oberfläche der Erde das Ferne von Nahem gesehen hat, sieht auch das Nahe, selbst aus der Ferne. Das panographische Projekt von SANDIG ist ein langfristig angelegtes Vorhaben, das nur gelingen kann, wenn es von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aktiv unterstützt wird. Der Fotograf geht einen unausgesprochenen Vertrag mit seinen Modellen ein, der auf Vertrauen basiert. Der Betrachter als dritter Partner wird eingebunden und gehört quasi zur Versuchsanordnung in SANDIG’s besonderem IMAGINARIUM. Wir schauen ohne Mühe in die vor uns ausgebreiteten 100 Orte der künstlerischen Produktion. Zugleich bekommen alle in der Ausstellung abgebildeten Künstler eine Chance auf den BLICK in das Atelier des Nachbarn. Mit den beiden „PANORAMA-ZELTEN“ wird das Atelier exemplarisch in die Ausstellung geholt. Dort stehend, erklärt sich das Zustandekommen der überdehnten 360°- Perspektive. Wir sind plötzlich allein mit der Künstlerin und dem Künstler im Studio. So simpel gelingt es SANDIG, uns zurückzuführen auf den Ursprung seiner fotografischen Aufnahme.

Zitat aus: DINOSAURIER DER MASSENMEDIEN

Warum funktionieren Panoramen noch heute?   Dr. Stefan Oettermann ist Verfasser des Standardwerks „Panorama – Die Geschichte eines Massenmediums“ und erklärt, was es damit auf sich hat:  „Bei seiner Erfindung war das Panorama eine Maschinerie, mit der und in der der Bürger das Sehen lernte. Inzwischen sind 200 Jahre vergangen und zahlreiche Innovationen sind zu verzeichnen, die unseren Blick weiter verändert, geschärft und überformt haben: Die Fotographie, der Film, das Fernsehen, das digitale Bild… Wir haben den panoramatischen Blick, der vor 200 Jahren regelrechte ‚See/Seh-Krankheit’ verursachte, längst gelernt und internalisiert. Anders als von den ‚schnelleren’, manchmal rasanten Bildmedien von heute, wird unser Sehen im Panorama nicht überwältigt, sondern im Gegenteil unser Blick wird ‚entschleunigt’ und wir können wieder selbstbestimmt sehen und auf visuelle Entdeckungsreisen gehen. Das wird von den meisten Besuchern, bewußt oder unbewußt, als wohltuend und ‚wunderbar’ empfunden.“

International Panorama Conference 

Circular Painting of the Peasants War (1524-1525) Panorama Museum

Am Schlachtberg 9, 
06567 Bad Frankenhausen
(Germany)

Bourbaki Panorama   The french army of General Bourbaki crosses the border into Switzerland and is disarmed at Les Verrières (1871); Bourbaki Panorama 
Loewenplatz 11, 
CH 6000 Luzern 6 
(Switzerland)

Thun-Panorama  Panorama of the City of Thun by Marquard Wocher

Schadaupark, 
CH-3600 Thun 

(Switzerland)

Panorama Mesdag (Scheveningen)    a view of the North Sea, the dunes, Scheveningen village and the city of The Hague in 1880

Zeestraat 65,
  2518 AA Den Haag 
(The Netherlands)

PERGAMON – Panorama of the Ancient City      PERGAMON MUSEUM MUSEUMSINSEL BERLIN 
 — NATIONAL MUSEUMS IN BERLIN
; Am Kupfergraben, 
10117 Berlin (Germany)

Panorama ‚ROM 312‘  Panometer Dresden
; Gasanstaltstrasse 8b,
 01237 Dresden

(Germany)

Panorama of Mount Everest       Panometer Leipzig

Richard-Lehmann-Straße 114, 
04275 Leipzig 

(Germany)

 

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*INKA PERL. – Ausstellung bei Potemka Contemporary Art, Leipzig

Die erträgliche Schwere des Scheins

Eröffnung: 17.02.2012, 19 Uhr

Dauer: 18.02.-17.03.2012         Tue-Fr 14-18.00, Sat. 11.00-16.00

*INKA.    &    INSKOPIA-SHOWs

Glaube und Glitter

Inka Perl ist eine Ikone. Sie schlüpft in Rollen und inszeniert sich wahlweise als Maria, Schutzengel oder Sterntaler. Die Rollen sind mehr als nur Verkleidungen, sie verweisen, so die Künstlerin auf Stimmungen: Maria etwa auf das kontemplative-, der Engel auf das sehnsuchtsvolle Moment. Im Zentrum der kommenden Ausstellung geht es aber weniger um Selbstinszenierung, die Künstlerin streut stattdessen – als Stellvertreter der Rollen – Reliquien und Botschaften, die in kleinen angefertigten „Reliquienschreinen“  präsentiert werden, sich aber jeder Eindeutigkeit entziehen; vielmehr zeigen sie eine Symbolwelt auf, die sich zwar klassischer Symbolik bedient, aber wie bei einem Kaleidoskop neu zusammenwürfelt wurde. Das Ergebnis ist eine persönliche Ikonographie, die Assoziationen hervorruft, sie aber gleichzeitig hermetisch verschlüsselt. Die Ummantelung der goldenen Kästen verleiht den Objekten die Aura des „Heiligen“, des „Sakralen“, des „Verzauberten“ und tatsächlich sind sie eine Verstofflichung der erwähnten Momentaufnahmen, die sich durch die eklektische Zusammensetzung der Objekte als „gemischte“ Stimmungen äußern. Die Schreine fungieren darüber hinaus als Fenster zu Welten, die hinter den Rollen stehen: Und das ist abendländische und deutsche Kulturgeschichte, deutsche Märchen, die Heilsgeschichte, Geistesebenen und Metaerzählungen, die das Diesseits von jeher versüßten – es zumindest erträglicher machten!

Die Worte, Wortfetzen und Wortverdreher tasten nach einem Sinn, bleiben dabei aber sinnoffen. Das Wort oder die Aussage tritt nie vor das Bild und dessen visuelle Funktion und doch scheint sie Glaubenssätze zu hinterfragen, so erhält etwa Ernst Blochs „Prinzip der Hoffnung“, durch den kleingeschriebenen Zusatz, „das im PRINZIP keine HOFFNUNG mehr erlaubt ist“ nicht nur eine Umkehrung, sondern wirft die Frage auf, was für eine Madonna Inka Perl ist, die postuliert, dass die Hoffnung (eine der göttlichen Haupttugenden) im Prinzip verboten und damit verloren ist. Eine Madonna der Postaufklärung, die die Brüche der Moderne kennt?

Verräterisch sind die Ornamente, die einen dritten Werkstrang bilden. Sie leitet die abstrakte Kunst malerisch vom Ornament her und abgesehen der gemalten Stilfrage Alois Riegls, wird deutlicher, dass sich Inka Perls Gesamtwerk auf einer abstrakten Ebene bewegt. Aber es gibt keine reine Abstraktion. Selbst Jackson Pollock ging vom Gegenstand aus. Und demnach hat jede Abstraktion ihr Geheimnis und ein Geheimnis ist dazu da, entschlüsselt zu werden.

Was bei den Inszenierungen – auch der Objekte – bedeutet, dass Künstler angewiesen auf das Leben, die Menschen, sie brauchen stoffliche oder abstrakte Fundstücke, Musen, Leidenschaften, Geschichten – die sie auf ihre Arbeit projizieren können. Künstler sind Medien. Inka Perl unterstreicht diese mediale Rolle des Künstlers unter dem Deckmantel Mariens, des Schutzengels und Sterntalers, aber die Medialität des Künstlers an sich ist ihre eigentliche Botschaft, sie ist bezogen auf die Kunst und damit selbstreferentiell.

Lu Potemka.

Inka Perl 1974 geboren in Leipzig,  studierte bis 2002 Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Bühler, 2004 erhielt sie ein Projektstipendium des sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst seitdem finden jährlich Ausstellungen, Performances und Screenings von ihr statt, zudem ist sie im Bereich soundkunst tätig.

Contact: Potemka Contemporay Art  //  04177 Leipzig; Aurelienstr. 41

Mobil: 0172-34 60 65 7          post@potemka.de                         www.potemka.de

 

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Diplom JENS KLEIN in der Galerie der HGB, Rundgang 9.–12. 2.2012

 

 

 

Hundewege

Index eines   konspirativen Alltags

Am 10.05.1983. gegen 12.40 Uhr überfielen zwei maskierte Männer die Sparkasse in Eckartsberga. Sie erbeuteten mehr als 300.000 Mark. Trotz eines dichten Netzes an Überwachung und intensiver Ermittlungen über Jahre, konnten weder die Beute noch die Täter aufgespürt werden.
Die Recherche führten Jens Klein in das Archiv der BStU, das dort gefundene Material brachte ihn auf eine ganz neue Spur: sich in den Bildern der Überwacher auf die Suche nach dem Alltag der DDR zu begeben. Ein absurdes Unterfangen, einem Alltag nachzu- gehen, der in der heutigen Geschichtsschreibung wenig Beachtung findet. Zumal es nicht die Intention der Beobachter war, diesen Alltag festzuhalten. Mit Hilfe der Fotografie versuchte man im Sichtbaren das Unsichtbare, Verbotene zu finden. Die Bilder wurden dennoch ungewollt Dokument eines verschwundenen Staates.

Typografische Gestaltung der Einladungskarte:: Helmut Völter

http://www.jensklein.com/gal.htm

JVA Magdeburg (2005 – 2006)   http://www.jensklein.com/gal.htm

 

 

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